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Rawls, John

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Lebenslauf

Geboren: 21. Februar 1921 in Baltimore/USA
Gestorben: 24. November 2002 in Lexington/USA

John Rawls wurde 1921 als zweites von fünf Kindern von William Lee Rawls und Anna Abell Stump geboren. In Princeton und Oxford studierte er Philosophie. Nach Beendigung seines Studiums lehrte er an verschiedenen Universitäten, bis er als Professor für Politische Philosophie schließlich 1962 an die Harvard Universität berufen wurde, wo er fast 30 Jahre bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1991 lehrte.


Bedeutung

John Rawls ist einer der wichtigsten Vertreter der philosophischen Ethik und der politischen Philosophie. Er gilt als „der große Theoretiker der Gerechtigkeit“ der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Lehre und Gedanken

Hauptthema von Rawls philosophischem und politiktheoretischem Denken ist die Gerechtigkeit, die für ihn idealerweise das Grundgerüst von Gesellschaften erstellt. Er bestimmt Gerechtigkeit als eine Tugend, die nicht nur Individuen, sondern auch soziale Institutionen aufweisen sollten.

„Ich behaupte, dass die Menschen im Urzustand zwei (...) Grundsätze wählen würden: einmal die Gleichheit der Grundrechte und -pflichten; zum anderen den Grundsatz, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, etwa verschiedener Reichtum oder verschiedene Macht, nur dann gerecht sind, wenn sich aus ihnen Vorteile für jedermann ergeben, insbesondere für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft.“ (Rawls: Theorie der Gerechtigkeit)

Was ist der vorausgesetzte „Urzustand“? Jeder, der sich fragt, wie die gerechte Gesellschaft aussehen müsste, soll sich in eine Situation versetzen, in der die Beteiligten noch nicht wissen, welchen Platz sie künftig in der zu etablierenden Gesellschaft einnehmen werden: ob sie talentiert, wohlhabend, erfolgreich oder nichts von alledem sein werden. Wenn die rational überlegenden Individuen in einem solchen Urzustand also kollektiv entscheiden müssen, nach welchen Grundsätzen ihre Gesellschaft eingerichtet werden soll, sind sie gezwungen, sich in die Lage derjenigen zu versetzen, die in der Zukunft voraussichtlich am schlechtesten gestellt sein werden. Nur die Prinzipien, die diesen Fairnesstest bestehen, verdienen es nach Rawls, gerecht genannt zu werden, und sollten im Zentrum der Grundstruktur einer „wohlgeordneten Gesellschaft“ stehen.

Um die optimale Gerechtigkeit herzustellen, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:

1) Jedermann muss das gleiche Recht auf das umfangreichste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten, das für alle möglich ist, haben.

2) Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind dann zulässig, wenn sie mit Ämtern und Positionen verbunden sind, die jedermann offen stehen (Prinzip der fairen Chancengleichheit) und wenn sie den am wenigsten Begünstigten den größtmöglichen Vorteil bringen (Differenzprinzip). Das heißt, dass alle Menschen mit der gleichen Begabung die gleichen Möglichkeiten haben sollen und dies vor allem ungeachtet ihrer sozialen Stellung.


Hauptwerke von John B. Rawls

„Eine Theorie der Gerechtigkeit“ (1971)
John B. Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit. Übers. v. Hermann Vetter. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 12. Aufl. 2001.

„Gerechtigkeit als Fairness“ (2001)
John B. Rawls: Gerechtigkeit als Fairness. Hrsg. v. Erin Kelly, übers. v. Joachim Schulte. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2003.


Über John B. Rawls

Wolfgang Kersting: John Rawls zur Einführung. Hamburg: Junius, 3. Aufl. 2004.

Thomas W. Pogge: John Rawls. München: Beck 1994.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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